“Infinitum” von Christopher Paolini
Ihr Lieben,
ich glaube mir ist noch nie eine Bewertung eines Buches so schwer gefallen wie für Infinitum. Warum? Weil dieses Buch für mich auf der einen Seite eine grandiose Geschichte hatte und der Schreibstil von Christopher Paolini definitiv etwas Besonderes ist. Auf der anderen Seite jedoch habe ich mich einen Großteil des Buches durch die Seiten “geschleppt”, da ich das Gefühl hatte, einfach gar nicht voran zu kommen. Ich weiß auch gar nicht, woher diese unterschiedlichen Gefühle kommen, aber es war ein Auf und Ab und auch jetzt, fast zwei Wochen nach Beenden der Geschichte, weiß ich noch immer nicht, ob es mir nun gefallen hat oder nicht. Ich habe mir viele Gedanken gemacht, habe sehr viel mit meiner Buddyreadpartnerin Ella über das Buch gesprochen und geschrieben und ich denke, dass wir beide sehr zwiegespalten mit unserer Meinung über Infinitum sind.
Das Buch startet einfach großartig. Die ersten hundert Seiten lesen sich weg wie nix und man denkt einfach nur WOW! Ich habe nie viel im Bereich Sci-Fi gelesen, habe mich einfach nicht rangetraut und dachte, dass ich mit Infinitum ein Buch gefunden habe, was meine fragliche Einstellung zu diesem Genre, was ich gern als Film sehe, aber bisher nicht so gern lese, ändern wird. Nur leider hat das Buch nicht wirklich dazu beigetragen. Wie gesagt, der Start ist einfach toll, man wird in dieses Buch geschmissen und wir sind gleich mitten im Geschehen. Die Geschehnisse kommen Schlag auf Schlag und man freut sich einfach aufs Weiterlesen. Aber es kommt nach ca. hundert Seiten der Punkt, ab welchem es ein Wechsel aus Spannung und Abenteuer gibt, mit welchem ich nicht so recht klargekommen bin. Sowohl die Action-Szenen als auch die Ruhephasen sind einfach deutlich zu lang geschrieben, sodass man an beidem schnell die Lust verliert und nicht wirklich motiviert ist, das Buch weiterzulesen. Aber auf der anderen Seite möchte man als Leser auch einfach wissen, was uns in der Geschichte noch so passieren wird.
Christopher Paolini konnte mich damals mit Eragon überzeugen, wobei ich aber leider nie über den ersten Band hinausgekommen bin. Dennoch hatte es mir unglaublich gut gefallen und so war ich einfach neugierig auf sein neuestes Buch. Er hat auch eine Art zu schreiben, die einfach faszinierend ist, aber leider kommt er auch viel ins Schwafeln und so entstehen Seiten an Passagen, die für mich als Leser einfach unnötig waren und mir den Spaß am Lesen nahmen. Ich muss hier auch ehrlich sagen, hätte ich das Buch nicht mit meiner lieben Ella gelesen, ich denke nicht, dass ich wirklich bis zum Ende durchgehalten hätte. Aber der tägliche Austausch mit ihr über den jeweiligen Abschnitt hat hier einfach gut getan. Denn in Paolinis Geschwafel passierte es leider schnell, dass man das Gelesene nicht so recht verstanden hat. Auch wenn ich diese Abschnitte zwei oder drei Mal durchgelesen habe, ich wurde nicht schlau daraus. Da tat es unglaublich gut, dass ich mit Ella darüber sprechen konnte und gewisse Geschehnisse für mich dann klarer wurden.
Ein weiteres Problem, welches ich mit dem Buch hatte, war, dass ich leider das gesamte Buch – was ja auch über 900 Seiten hat – nicht mit der Protagonistin Klara warm geworden bin. Sie wurde mir zu keiner Zeit sympathisch und wirkte auf mich meist eher kühl und distanziert – zum Ende hin auch eher wie eine “Gottheit”, aber das steht auf einem anderen Blatt. Ich habe es nicht geschafft sie wirklich einzuschätzen und weiß auch nach diesen vielen Seiten nicht, wer Klara eigentlich ist. Ihr Ziel war klar, aber alles, was sie als Person ausmacht, bleibt mir nach wie vor ein Rätsel. Dafür mochte ich aber die Crew der Darmstadt sehr gern. Vor allem Trig fand ich total sympathisch und habe die Szenen mit ihm sehr gern gelesen. Die Charaktere wirkten authentisch und gut ausgearbeitet, jeder passte in seine Rolle und man wusste, wie man diese Person einschätzen sollte.
Was mich – und auch Ella – immer wieder verwirrte, waren die unterschiedlichen Bezeichnungen für ein und dieselbe Sache. So wurde Kiras Anzug mal als Soft Blade und mal als Xeno betitelt, die “Jellys” und die “Nachtmahre” hießen mal so und mal so und das alles verwirrte mich als Leser immer wieder, da man nie so recht wusste, ob nun genau das gemeint war, oder ob es doch unterschiedliche Dinge sein sollten – das ist mir im übrigen noch immer nicht ganz klar.
Alles in Allem ist Infinitum ein Buch, was ich wohl nicht noch einmal lesen werde. Ein Buch, bei welchem ich leider auch hoffe, dass es keine Fortsetzung geben wird, obwohl die Geschichte wirklich Potential dafür hätte – ich würde sie wohl aber nicht lesen. Ich denke, dass einfach dieses ausschweifende Schreiben den Lesefluss und die Leselust stark gedrosselt hat und wäre die Story nur ein Drittel so lang gewesen, wie sie tatsächlich geworden ist, wäre sie dennoch komplett erzählt und hätte mir persönlich mehr Freude bereitet. Da ich das Buch wirklich nicht bewerten kann (denn auf der einen Seite war die Idee und die Welt 5 Sterne wert, auf der anderen Seite haperte die Umsetzung für mich – was aber nur meinen Geschmack ausmacht, sehr, wo ich bei 2 Sternen landen würde), sehe ich hier tatsächlich davon ab, dem Buch eine Note zu geben. Jeder muss es für sich selbst entscheiden, ob das Buch gelesen werden sollte oder nicht, ob er mit Geschwafel und Ausschweifungen klar kommt und wie sich das auf das eigene Leseverhalten auswirkt.
Ich danke dennoch dem Knaur-Verlag für dieses wirklich schöne Rezensionsexemplar, denn optisch ist es einfach wundervoll.
2 Kommentare
Marvin
Natürlich haben die Aliens andere Namen für sich selbst und die Dinge, und auch die von Kira verwendeten Begriffe ändern sich mit zunehmendem Verständnis. Es macht halt auch einen Großteil der Spannung aus, dass der Leser nicht im voraus schon alles weiß, sondern sich mit der Protagonistin zusammen auf die Suche nach Erkenntnis macht. Sicherlich keine Geschichte für Menschen, die nicht nachdenken wollen. Mir viel es nicht schwer, den Begriffen zu folgen und zu verstehen, was gemeint ist. Nachdem Kira den Alien-Organismus entdeckt, ist es das “Xeno”, weil das der ersten Menschlichen Einschätzung entspricht. Später lernt sie mehr darüber, und nennt es “die Softblade”. Zum Ende begreift sie dann, dass es nicht zum Kampf geschaffen wurde, und nennt es “die Saat”. Also ja, es ist das selbe gemeint. Das Buch lässt einen die Rätselhaftigkeit spüren, vor der wir sicher alle stehen würden, würden wir jemals einer außerirdischen Rasse begegnen. Man muss es begreifen wollen.
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Es hat nicht immer was mit “Begreifen wollen” zu tun und ich habe bei deinem Kommentar gerade das Gefühl etwas als “dumm” abgestempelt zu werden – was ich nicht gerade toll finde.
Du beschreibst hier einen Verlauf, dass Kira nach und nach andere Begriffe verwendet hat, das war aber nicht so. Teilweise hatte sie die Softblade alle 3 Seiten anders benannt und das war das, was mich beim Lesen einfach verwirrt hat.
Vielleicht bekommt man ein anderes Verständnis für solche Bücher, wenn man eh viel Sci-Fi liest, aber für mich war es so ziemlich ein neues Genre, da ich eher Fantasy lese und daher kam ich nicht so gut klar damit wie du vielleicht.