“Ohne Schuld” von Charlotte Link
Ihr Lieben,
durch meine Oma bin ich vor einigen Jahren auf die Autorin Charlotte Link aufmerksam geworden und als mir dann eine Kollegin mein erstes Buch von ihr zum Geburtstag geschenkt hat, war es direkt um mich geschehen. Ich fing an ihre Bücher nach und nach zu kaufen und zu lesen und verliebte mich einfach in ihre Art zu schreiben. So war es für mich auch keine Frage, dass ich auch ihr neuestes Werk “Ohne Schuld” lesen möchte.
Im Nachhinein stellte ich erst fest, dass es schon der dritte Band der Fälle von Kate Linville und Caleb Hale ist, jedoch kann man “Ohne Schuld” auch unabhängig davon lesen – habe ich auch getan, da mir dieser Fakt nicht bewusst war 🙂 Natürlich sind wahrscheinlich einige Entscheidungen der Protagonisten nachvollziehbarer, wenn man die Vorgeschichte zu ihnen kennt, jedoch werden Ereignisse aus der Vergangenheit immer mal wieder aufgegriffen und so lässt sich der Bezug zum Geschehen schnell herstellen.
Zwei Schicksale – auf grausame Weise miteinander vereint und doch scheint die Opfer nichts zu verbinden. Zu beginn der Geschichte wird völlig unerwartet auf eine Frau im Zug geschossen, zwei Tage später fällt eine andere Frau mit dem Fahrrad über ein im Wald gespannten Draht – auch hier fällt im Nachhinein ein Schuss – beides mit der gleichen Tatwaffe. In diesem Fall gilt es die Verbindung zwischen den beiden ungleichen Frauen herzustellen und zu erfahren, wer der Täter ist – denn auch die Ermittlerin Kate Linville gerät in Gefahr und findet sich plötzlich mitten im Geschehen wider.
Von Seite Eins an war ich gefangen von der Geschichte. Der Prolog des Buches spielt 13 Jahre vor der eigentlichen Handlung und scheint auf den ersten Blick über den Großteil des Buches in keinem Zusammenhang mit dem Geschehen 2019 zu stehen. Aber dieser Auftakt macht es direkt spannend und so war ich mitten im Fall gefangen, habe mit gefiebert und mitgelitten. Es ist einfach wieder so grandios geschrieben, dass ich traurig war, als nach knapp 540 Seiten plötzlich nichts mehr kam und das Buch erzählt ist.
Was mir persönlich gefallen hat, waren die kurzen Erzählpassagen, die immer wieder zwischen den einzelnen Kapiteln auftauchten. Anfangs wusste man auch nicht, wer dort spricht, wer uns seine Geschichte erzählt. Ist es der Täter? Oder ein Opfer? Wer spricht dort zu uns? Es ergab nach und nach aber immer mehr Sinn und ich fand diese Zwischeneinwürfe unglaublich gut angebracht, denn man rätselte immer weiter über die ganzen Verbindungen im Buch und wusste lange nicht, um wen genau es hier wirklich geht und aus welchen Beweggründen diese Person gehandelt hat.
Zu den Charakteren konnte man nicht so starke Bindungen aufbauen wie in anderen Büchern, aber für mich ist das in diesem Genre auch nicht so wichtig. Hier steht für mich der Fall an erster Stelle und wenn der gut durchdacht und gut aufgebaut ist, dann kann es dennoch ein tolles Buch werden – und Charlotte Link hat das geschafft. Ich kann ihre Charaktere zwar teilweise einschätzen, aber habe keine direkte Verbindung zu ihnen aufgebaut. Aber wie bereits erwähnt, das ist für mich vollkommen in Ordnung, da es nichts an der Spannung des Buches geändert hat.
An sich lese ich nicht so gern Kriminalromane, da mir meist das gewisse “Etwas” fehlt, jedoch hatte ich bei Link’s Werken damit noch nie Probleme, denn durch den sehr bildhaften Schreibstil der Autorin hält sich das gesamte Buch über eine Spannung aufrecht, dass man das Buch nicht aus der Hand legen mag. “Ohne Schuld” ist für mein Empfinden zwar anders als die Bücher, die ich bisher von der Autorin gelesen habe, aber dennoch nicht weniger spannend – ich habe es von der ersten bis zur letzten Seite sehr gemocht und werde mir nun auch die ersten beiden Fälle von den Ermittlern holen. Von mir gibt es hier eine klare Leseempfehlung.