“Wir holen uns die Nacht zurück” von Nora Hoch
Titel: Wir holen uns die Nacht zurück
Autor: Nora Hoch
Verlag: DTV
Preis: 15,00€
SBN: 978-3423740821
Seiten: 304
Klappentext: Ilvy und Kaja. Zwei Mädchen, die im selben Haus aufwachsen und doch aus ganz unterschiedlichen Welten kommen. In ihrer Kindheit stehen sie sich fast so nah wie Schwestern. In der Pubertät ziehen sie zusammen los. Gemeinsam entdecken sie Jungs, Partys und Drogen. Aber mit der Zeit zeigt sich ein Riss. Was Ilvy gleichermaßen fasziniert und beunruhigt, wird für Kaja zum Mittelpunkt. Sie droht immer mehr in die Sucht abzurutschen. Ilvy muss herausfinden, wie sie Kaja schützen kann, ohne sich selbst zu verlieren.
Ihr Lieben,
“Wir holen uns die Nacht zurück” hat es mir wahrlich nicht leicht gemacht – auf der einen Seite fand ich die Geschichte faszinierend zu verfolgen, da ich wissen wollte, was mit Kaja passiert ist; auf der anderen Seite sehe ich das Buch recht skeptisch, da Ilvy ihr eigenes Glück zu sehr von Kaja abhängig macht und sich selbst immer hintenan stellt. Bis zuletzt wusste ich nicht wirklich, welche der beiden Seiten überwiegt – und vor allem, wie ich es bewerten soll.
Wie so oft gehen Ilvy und Kaja feiern, nur dass Kaja es wieder “übertreibt” und zu viel trinkt, zu viele Drogen nimmt und kaum noch weiß, wo vorne und hinten ist. In ihrem Rausch verschwindet sie plötzlich und Ilvy sucht tagelang verzweifelt nach ihrer besten Freundin. Eine Geschichte, die mit einer typischen Feier beginnt, mit einem Gefühl von Freiheit und Glück, wird nach und nach immer düsterer und es zeigt sich immer mehr, wie unterschiedlich die Leben der beiden Freundinnen wirklich sind, aus was für unterschiedlichen Welten sie kommen und wie sehr sie einander brauchen. Durch Rückblicke erleben wir immer mehr, was Ilvy und Kaja in der Vergangenheit zusammen erlebt haben, welche Momente sie immer mehr zusammengeschweißt hat und wir erfahren, wie Kaja Ilvy immer mehr aus den Händen glitt.
Ilvy ist eine treue Seele, sie will immer nur das Beste für Kaja und vergisst dabei immer mal wieder ihr eigenes Glück bzw. stellt sich selbst bewusst hintenan. Ihre Gefühle, ihr Denken und Handeln macht sie abhängig von Kaja und ich weiß nicht so recht, wie ich dazu stehen soll. In einem Satz auf Seite 12 sagt sie selbst: “Ohne Kaja würde ich die besten Momente in meinem Leben verpassen. Sie würden nicht zustande kommen oder einfach an mir vorbeiziehen. Die schlimmsten allerdings genauso.” Das zeigt uns, dass sie sich ihrem Standpunkt bewusst ist und dennoch kommt sie schwer aus dem sich über Jahre gebildeten Muster heraus.
Kaja hingegen wirkt so, als wäre ihr Alles und Jeder egal, ihr geht es nur darum zu vergessen und die schlimmen Dinge in ihrem Leben auszublenden, sich zu betäuben und so lange wie möglich vor ihnen zu fliehen. Hier muss ich sagen, dass die Autorin es geschafft hat, Kajas Weg in die Drogen- und Alkoholsucht nachvollziehbar zu beschreiben, sodass wir als LeserInnen verstehen konnten, was Kajas’ Antrieb gewesen ist.
Dieses Buch behandelt wichtige Themen, über die definitiv aufgeklärt werden muss. Sie sind verpackt in eine Geschichte, die in moderner Sprache verpackt auf die Missstände aufmerksam macht, in welchen zu viele Kinder aufwachsen müssen, ohne dass irgendjemand wirklich hinschaut und ihnen hilft. Diese Geschichte öffnet Augen und zeigt deutlich, wie schnell ein junger Mensch aus nachvollziehbaren Gründen auf den falschen Weg geraten kann.